Rückenmuskeln im Zusammenhang mit deinem Nervensystem
Warum du den Quadratus lumborum nicht unterschätzen solltest
Hast du schon einmal von dem Quadratus lumborum gehört? Dieser tief liegende Rückenmuskel ist ein Schlüssel für dein Nervensystem und deine gesamte Körperbalance.
Gerade in Kombination mit Yin Yoga kannst du seine feinen Verbindungen zum vegetativen Nervensystem für dich nutzbar machen: Du löst Spannungen, reduzierst Stress und unterstützt die natürliche Selbstregulation deines Körpers.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, warum der Quadratus lumborum so wichtig ist und wie du mit gezielten Yin Yoga-Übungen sein Potenzial für mehr Wohlbefinden entfaltest.
Der Quadratus lumborum – der stille Spannungsträger in der Tiefe
Der Quadratus lumborum kann das Nervensystem auf feine, indirekte Weise beeinflussen – besonders über seine Verbindung zum autonomen Nervensystem, zur Atembewegung und über fasziale Spannungsmuster, die oft unbewusst im Gewebe gespeichert sind.
Ein paar wesentliche Zusammenhänge
Faszien und Spannung:
Über seine Verbindung zur lumbalen Faszie kann der QL Spannung aufbauen, die sich bis ins vegetative Nervensystem auswirkt – häufig verbunden mit einem Gefühl innerer Unruhe oder Anspannung.
Zwerchfell und Vagusnerv:
In seiner Nähe zum Zwerchfell kann ein verspannter QL die freie Bewegung des Atems einschränken – was sich wiederum auf den Vagusnerv und damit auf die Fähigkeit zur Entspannung auswirken kann.
Schutzhaltungen und Körpersprache:
Wenn der QL über längere Zeit verkürzt oder überlastet ist, entstehen oft unbewusste Schutzhaltungen, die das Nervensystem in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit halten.
Atemqualität:
Der QL beeinflusst die Qualität der Atmung – besonders die Ausatmung. Eine reduzierte Atembewegung kann das Nervensystem in einen aktivierten Zustand bringen und die Tiefe der Entspannung begrenzen.
Anatomie und Funktion des Quadratus lumborum im Kontext von Haltung und Nervensystem
Der Quadratus lumborum (QL) liegt tief verborgen zwischen Becken, Rippen und Wirbelsäule – ein Muskel, der auf den ersten Blick unauffällig wirkt, aber in Wahrheit oft die ganze Körperbalance beeinflusst. Er ist ein Halter, ein Stabilisator, ein feiner Mitspieler – und manchmal: ein Signalgeber, wenn im Körpersystem ein Ungleichgewicht entsteht. Der Quadratus lumborum wird über die Spinalnerven aus den L1 bis L4 (vor allem aus dem Nervus subcostalis und den lumbalen Plexussegmenten) innerviert. Diese Nervensegmente sind in enger Verbindung mit mehreren wichtigen innervierten Bereichen, die auch Auswirkungen auf die Organe im Bauchraum haben. Der Quadratus lumborum liegt anatomisch nahe an den Nieren und kann über fasziale Strukturen Einfluss auf deren Umgebung nehmen.
Warum tut der QL weh? – Und was hat das Zwerchfell damit zu tun?
Die tiefe Lage des QL macht ihn besonders empfänglich für Spannungen – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Ein Grund dafür: seine enge Verbindung zum Zwerchfell (Diaphragma). Beide sind über Bindegewebe, Faszien und das autonome Nervensystem tief miteinander verwoben.
Wenn das Zwerchfell nicht frei schwingen kann – z. B. durch Stress, oberflächliche Atmung, Trauma oder Bauchverspannung – verliert der QL seine Bewegungsfreiheit. Er beginnt zu halten, zu fixieren, auszugleichen. Und genau da beginnt oft der Schmerz.
Weitere Auslöser für Quadratus lumborum – Beschwerden
- Einseitige Belastung (z. B. Taschen immer auf einer Seite tragen)
- Beckenschiefstand oder ISG-Probleme
- Langes Sitzen, eingefallene Haltung, Inaktivität
- Innere Anspannung, „sich zusammenhalten“ müssen
- Narben oder Verklebungen im Bauchraum
Der Körper versucht, Stabilität zu erzeugen, wenn er sie woanders verloren hat. Und oft muss der QL dafür kompensieren – bis er nicht mehr kann.
Typische Schonhaltungen
- Eine Schulter höher als die andere
- Seitliches Ausweichen beim Stehen oder Sitzen
- Tiefe, verkürzte Taille auf einer Seite
- Flacher Atem – oft nur in Brust oder Hals
- Gefühl von „festgehalten sein“ im unteren Rücken oder zwischen Rippen
Was hilft dem QL loszulassen?
Craniosacraltherapie
- Arbeit mit dem Zwerchfell als Zentrum des Atemrhythmus
- Lösen von Spannungen, die sich im Bindegewebe und Nervensystem verankert haben
- Zwerchfell-Mobilisation durch feine Impulse
- Unterstützung für das Psoas-QL-Zwerchfell-Trio, das oft gemeinsam festhält
Osteo nach Bowen
Über kleine Impulse wird das Nervensystem in einen Zustand tiefer Regulation geführt – eine Erinnerung an Weichheit und Sicherheit. Das Zwerchfell wird nicht manipuliert, sondern über Umwege eingeladen, sich zu entspannen. Der QL wird über das Bewegungsfeld rundherum entlastet – sanft und nachhaltig.
Yin-Restorative-Somatic-Yoga
Hier darf alles absinken – in die Erde, in die Tiefe, in die Weichheit. Der Atem wird wieder spürbar, das Zwerchfell freier, der QL darf aufhören zu halten.
Beispiel-Positionen mit Sanskrit-Namen
- Bananasana – sanfte Seitneigung im Liegen, wirkt direkt auf die QL-Zone
- Supta Baddha Konasana – liegende Schmetterlingshaltung, öffnet Becken und erlaubt dem Atemraum sich zu entfalten / Zwerchfell-Massage
- Mandukasana – Der Frosch, durch die gestreckte Hinführung des Rumpfes kann sich die Wirbelsäule natürlich verlängern und achsengerecht ausrichten.
- Jathara Parivatasana – Die Drehung dehnt die seitliche Rumpfmuskulatur, insbesondere die Zwischenrippenmuskeln, und fördert die Rotationsbeweglichkeit.
- Somatische Beckenschaukel – bewusste Mikrobewegung, verbindet Becken, Atem und inneres Spüren
Fazit – der Quadratus lumborum als Botschafter
Der QL ist selten „einfach nur verspannt“. Er ist ein Sensor für Ungleichgewichte, ein Mitspieler zwischen Atmung, Haltung, Emotion und Bewegung. Wer ihn verstehen lernt, sieht ihn nicht als Gegner, sondern als sprachfähigen Teil eines Systems, das nach Balance strebt.
In der Kombination aus Craniosacraltherapie, Osteo nach Bowen und Yin-Restorative-Somatic-Yoga entsteht ein besonders kraftvoller, tiefgehender Heilraum – sanft, langsam und nachhaltig.